Die Münsterkirche St.-Nikolaus

Die Klosterkirche in Münchsteinach ist eine der wenigen in Franken, in deren Innern die Stimmung der romanischen Bauzeit noch so unverfälscht auf den interessierten Besucher wirkt. Umfangen von der spärlichen Beleuchtung des Kirchenraumes wirkt die schemenhafte, romanische Bemalung der Pfeiler und Bögen und versetzt uns zurück in eine andere Zeit, die Zeit des 12. Jahrhunderts.

Über die Erbauung der Kirche in Münchsteinach gibt es keine schriftlichen Hinweise und man ist deshalb auf andere Quellen angewiesen. Die Bauformen zeigen eindeutig, dass es sich um ein Gebäude aus der Zeit der Spätromanik, d.h. aus dem 12. Jahrhundert, handelt. Genauere Auskunft erhielt man, als man bei der letzten Renovierung (1965/70) im Aushub des Bodens Gerüsthölzer fand, die auf Grund der Jahresringdatierung 1173 und 1177 gefällt worden sein mussten.

Im Inneren der Kirche ist noch deutlich die ursprüngliche Gliederung der in Ost-West-Richtung ausgerichteten Basilika zu erkennen. Ein hohes Mittelschiff mit romanischen Rundbogenfenstern endet östlich in einem gotischen Chor. Nördlich und südlich ist jeweils ein Seitenschiff angegliedert. Diese dreischiffige Bauweise war ursprünglich auch von außen erkennbar, da jedes Schiff für sich ein Dach hatte. Heute überspannt ein Dach alle drei Schiffe. Ein östliches Querschiff ergibt im Grundriss gesehen die bekannte Kreuzform. Zur Klosterzeit existierten zwei Türme östlich des Querschiffs, von denen heute nur noch der Südturm steht.

Das Münster dürfte um 1180 fertig gestellt gewesen sein und aus dieser Zeit stammt sicherlich der Westteil der Kirche, der gleichzeitig auch der älteste Teil ist. Begonnen wurde das Herzstück des Klosters mit dem Bau des romanischen Chores im Osten, der jedoch um 1220 durch einen frühgotischen Chor ersetzt worden ist. Im Süden schloss sich der Kreuzgang an, eingerahmt durch ein abgegangenes westliches und das noch existierende östliche Konventsgebäude. Von dem heute als Rathaus und Kindergarten genutzten Bau ging im ersten Stock ein direkter Zugang in das Querschiff der Kirche. Wahrscheinlich war es der Zugang vom Dormitorium zum Chor. Die Türfüllung ist zugemauert, aber noch gut erkennbar. Aus der Zeit nach der Erbauung ist über Veränderungen in der Kirche nichts bekannt. Man weiß lediglich, dass sie mit Epitaphien der verstorbenen Äbte ausgestattet wurde und dass sie durch einen Lettner in den westlichen Laienteil und den östlichen Konventualenteil getrennt war. Der Lettner erstreckte sich am östlichsten Pfeilerpaar quer durch alle drei Schiffe.

Erst um 1485 muss das Kloster und auch die Kirche einer grundlegenden Renovierung unter Abt Wilhelm von Abenberg unterzogen worden sein. Sein Wappen, den geknickten Rossfuß, findet man z.B. am 4. Turmgeschoss.

1525 wurde die Kirche im Bauernkrieg schwer beschädigt. Die ganze Westfassade, die Südseite mit dem Kreuzgang und wahrscheinlich auch das westliche Konventsgebäude wurden zerstört.

Christoph von Hirschaid ließ zwar das Kloster wieder aufbauen, er schreibt an den Markgrafen im Dezember 1528:
So hab ich auch mit grosser nott müe unnd arbeit sovil von des Closters gefell (der wenig sein) zusamen kratzenn unnd samlenn können, damit ich den bau, so ich dan mit grosser emsiger arbeit unnd müe auffgericht..“

In welchem Zustand die Kirche danach war, lässt sich aber nicht mehr feststellen. Ziemlich sicher scheint jedoch, dass die beiden Türme 1575 noch vorhanden waren und die Gemeinde ihre Gottesdienste im notdürftig reparierten Ostteil gehalten hat.

Der nördliche Turm ist dann wahrscheinlich in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges eingestürzt oder zerstört worden, da im 18. Jahrhundert nur noch von einem Turm die Rede ist.

1723 stürzte das steinerne gotische Rippengewölbe im Chor herab, wahrscheinlich deshalb, weil sich die nördliche Chorwand wegen des fehlenden Nordturmes nach außen geneigt hatte. Dies war der Anlass für eine umfassende Kirchenrenovierung und Neugestaltung des Innenraumes.

Pfarrer Feder schreibt: „Es wurde aber seit der Reformation nur der innere Münch-Chor zum Evangelischen Gottesdienst gebraucht, der größte Theil vom Schiff in der alten Kirche stund leer, wie auch die Neben-Seiten im Creutz. Der Chor für die Schüler mit einem kleinen Orgelein stunde im Chor neben dem Altar in Form eines Roundels.
A: 1723 ist die Kirche durch Beyhülf einer Bayreuthischen Collectur und der Pfarr-Gemein repariret, und inwendig in die Breite und Länge erweitert worden. ... Da dann ohngeachtet noch ein großer Theil von der alten Kirche leer stehet, woselbst auf der Höhe und in den Neben-Seiten die Getraidt- Böden sind.“

Aus dieser Beschreibung geht hervor, dass 1723 und im folgenden Jahr die Kirche neu eingeteilt worden sein muss, die Einweihung war am 1. Advent 1724. Möglicherweise wurde damals erst das Dach über alle drei Schiffe errichtet und die West- und Südseite in ihrer heutigen Form aufgebaut. Eine Quermauer durch das Mittelschiff und die beiden Seitenschiffe trennte den westlichen Teil der Kirche, der mit eingezogenen Böden als Getreidescheune diente (alte Kirche), vom östlichen Teil der zur neuen Kirche umgebaut worden war. Diese Mauer könnte allerdings auch schon kurz nach dem Bauernkrieg errichtet worden sein.

Nach und nach stattete man die Kirche, die nunmehr mit Emporen versehen war, mit Orgel (1730), Hochaltar (1750) und Kanzel (1776) aus.

Im Jahre 1735 renovierte man den baufälligen Turm und erhöhte ihn um ein Stockwerk für die Glocken, damit deren Klang wieder, ungeschmälert durch den hohen Dachfirst des Chores, im Dorf zu hören war. Die ursprünglichen, romanischen Klangöffnungen sind im 4. Stockwerk zu sehen. Anstatt der langen Spitze erhielt er ein neues Dach im damaligen Stil „nach vorgegebenen Modell eine doppelte Haube und Laterne darauf gesetzt, und mit Schiefer gedeckt... der Meister Mauerer Löscher hat ihn gedeckt, den Knopf verguldet und hinauf gesezt.“ (Feder).

Nach nicht einmal 100 Jahren benötigte der Turm schon wieder ein neues Dach, denn 1821 schlug der Blitz in den Turm und dabei gingen auch die Glocken zu Grunde. Am 22. Dezember 1822 wurden die neuen Glocken im wieder erbauten Turm, wie wir ihn in seiner heutigen Form kennen, erstmals geläutet.

Die Bedeutung der Kunstschätze in der Münchsteinacher Kirche wurde vor allem von Prof. Herrlinger erkannt und durch Veröffentlichungen 1950, 1952 und durch einen Kirchenführer zum Ausdruck gebracht. Er beschreibt darin aus der Sicht des Kunsthistorikers die Glanzpunkte und Besonderheiten der Klosterkirche und führt dem Leser seine Vorstellungen vom ursprünglichen Aussehen vor Augen. Seine Aufsätze und Bemühungen und die des damaligen Pfarrers Metzeler waren es, die zu einer völligen Umgestaltung und Renovierung der Kirche von 1965 bis 1970 führten.

Das westliche Langhaus, das über vierhundert Jahre lang ein tristes Dasein als Scheune geführt hatte und dessen Boden ca. 75cm mit Schutt aufgefüllt war, wurde bis zum ursprünglichen Niveau aufgegraben. An den Pfeilern legte man die Bemalung aus der Erbauungszeit um 1180 frei. Die, wenn auch ergänzte, rot-gelbe Farbgebung der Jochbögen und das aufgemalte Fugenmuster der Mittelschiffwand stammen aus der Gründungszeit.
Die Trennmauer zwischen alter und neuer Kirche wurde eingerissen und zur großen Überraschung fand man darin romanische Steinmetzarbeiten von sehr hoher Qualität. Nach und nach fügten sie sich mit anderen Fundstücken zusammen und man war in der Lage, daraus den ehemaligen Lettner zu rekonstruieren. Er stand am östlichsten Pfeiler, dort, wo das Kirchenschiff durch eine große Stufe unterteilt wird. Heute ist er, rechts vom Eingang, im südlichen Seitenschiff aufgebaut und es lohnt sich, ihn in allen Einzelheiten genau zu betrachten. Der Lettner war das prunkvollste Ausstattungsstück der Münchsteinacher Klosterkirche und die Rekonstruktion vermittelt einen guten Eindruck, wie er zur Klosterzeit auf die Laienbrüder gewirkt haben kann. Auf dem Lettner befand sich eine Kanzel, davor

muss ein Altar gestanden haben. Begibt man sich durch die Lettnerschranke in den ehemaligen Konventualenteil, so gelangt man in den jüngeren Teil der Kirche. In der Vierung und im Chor, hoch über dem Betrachter, sind die romanischen Kapitelle zu erkennen, von denen keines dem anderen gleich ist. Im Chor ragen noch die Ansatzstücke des herunter gebrochenen Gewölbes nach oben.

Besonders bemerkenswert ist das Untergeschoss des Turmes, das als verlängertes Seitenschiff anzusehen ist und mit einer eigenen kleinen romanischen Rundapsis endet. Hier finden wir das Adlerkapitell, das von Kunsthistorikern als herausragende romanische Plastik bezeichnet wird.

Die barocke Kanzel, der barocke Hauptaltar und die moderne Orgel sind Ausstattungsstücke, die zwar im Gegensatz zur romanischen Substanz der Kirche stehen, auf der anderen Seite aber ebenfalls zur Geschichte dieses bemerkenswerten Baues gehören.

Der letzten Renovierung vor nunmehr 40 Jahren ist es gelungen, uns einen Eindruck von der Ursprünglichkeit und der Mystik des romanischen Kirchenraumes in Münchsteinach zu geben.

Literatur

  • FEDER, Martin Heinrich (1743): „Antiquitates Monachosteinachenses“, UB Erlangen, Transkription von Gerhard Himpel
  • HAAG Christoph (1933): „Münchsteinach und sein ehemaliges Benediktiner-Kloster“, Neustadt-Aisch
  • HAAS, Walter (1968/69): „Der Lettner der Klosterkirche zu Münchsteinach“. Jahrbuch der bayerischen Denkmalpflege, S.14 – 52, München, Berlin
  • HAAS Walter (1984 ): „Die Kirche und das ehemalige Benediktinerkloster in Münchsteinach“, Kirchenführer, München Berlin
  • HERRLINGER Robert (1950): „Die Kapitelle von Münchsteinach“. Franken-Spiegel, Heft 2, Nürnberg
  • HERRLINGER Robert (1952): „Die ehemalige Benediktiner-Abtei-Kirche Münchsteinach“. Würzburger Diözesangeschichtsblätter , 14./15. Jhg., Würzburg
  • HERRLINGER Robert (o.J.): „Die ehemalige Benediktiner-Abtei-Kirche Münchsteinach“, Kirchenführer, Neustadt/Aisch
  • LEHNES, Georg Ludwig (1833): „Geschichtliche Nachrichten von den Orten und ehemaligen Klöstern Riedfeld, Münchsteinach und Birkenfeld“. Neustadt an der Aisch
  • PFEIFFER Gerhard: „Die Rechtsstellung des Klosters Münchsteinach“ Jahrb. f. fränkische Landesforschung, Nr. 23, 1963
  • PFEIFFER Gerhard (1969): „Münchsteinach, eine Niederlassung des Benediktinerordens in Franken“. 85. Jahrbuch des Historischen Vereins Mittelfranken, S. 1 – 12